Geneigte Leserschaft –
In meinem Blog lesen sie, was das geneigte Gestalterherz während seiner Reisen beglückte und was ich gern mit Ihnen teilen möchte. Bitte erwarten Sie von mir unregelmäßige, aber sehr feine Posts. Wenn ich Sie duzen darf, verzeiht mir das Sie. Herzlichen Dank!
L O N D O N
Tate modern
tate modern Timeline Sarah Fanelli 2004
Eine der interessantesten Ausstellungsgebäude Europas, wie ich finde. Die Tate Gallery of Modern Art ist das weltweit größte Museum of Modern Art. Es befindet sich im spektakulären Umbau eines Kraftwerkes am Themseufer des Stadtteils Southwark. Die tate modern ist eher rough; wogegen das MACBA (Museum für contemporary Art Barcelona; kreiert vom deutschen Architekten Richard Meier) ein lichtdurchfluteter, ästhetisch durchdekliniertes Haus ist. Ein harmonisches Zusammenspiel der geometrischen Formen plus der Magie des Lichts. Für mich war es ein Highlight die Damien Hirst Ausstellung in der tate zu sehen. Wo auch sonst? Im MACBA oder der Neuen Nationalgalerie Berlin hätte sie für mich nicht den gleichen Charme, vielleicht auch nicht wirklich funktioniert. Im Guggenheim in Bilbao im Übrigen auch nicht. Das halte ich für zu verspielt. Einen Gerhard Richter allerdings schaue ich mir lieber in Berlin an. Das Foto zeigt die Timeline in der tate modern. Sie ist eine Art road map, eine 40-Meter-Zeitleiste mit den wichtigsten künstlerischen Bewegungen und bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts.
Lichtinstallation Violence von Bruce Nauman
Besonders war ich beeindruckt, dass zur zeitgenössischen Kunst auch die Grafik gezählt wird. Ich habe mich sehr gefreut über die Ausstellungsräume ausschliesslich mit Arbeiten von John Heartfield. Geradezu gefeiert habe ich die Entdeckung! Ich bin eine große Verehrerin seine Arbeiten und poste hier einfach eine Arbeit/Foto aus der tate modern von ihm, obwohl ich gerade nicht weiß, was die Rechtssprechung dazu sagt. John Heartfield war ein deutscher Gestalter, der mit dem Gestaltungsmittel der Photomontage arbeitete und als Erfinder der politischen Fotomontage gilt. Er nutzte die Satire, um sich politisch zu engagieren und den Betrug der Regierung in Deutschland der Nazibesetzung aufzudecken.
John Heartfield Photomontage work in progress
2 weitere Leckerbissen für das geneigte Grafiker Herz
London 2012 Plakate zur Bewerbung der Olympischen Spiele
Fünf Pfund Note – diese ist mir zig x lieber als der schlecht gestaltete Euro
H E T S H E E P V A A R T M U S E U M A M S T E R D A M
Meine Faszination für die Schiffahrt ist sicherlich durch das Aufwachsen im maritimen Umfeld begründet. Nach der Schule mit dem Rad an den Strand war ein gängiges Procedere. Gaffelrigg, Zeesboot und wie der Fisch aus dem Meer kommt waren keine Unbekannten. Dazu kam, dass mein Urgroßvater Seemann gewesen sein soll. Er fuhr von Sopot/Danzig rüber nach Amerika und wurde deshalb John [ d͜ʃɔn ] oder Johnny genannt. Wer weiß wie viel Sehmannsgarn gesponnen wurde. Ich kann es nicht beweisen. Und bereits als Mädchen wollte ich gern Piratin werden. Habe mich dann aber doch für Kommunikationsdesign entschieden. Eine meiner großen Leidenschaften sind Museeumsgänge. So wie andere shoppen oder Luft holen, reise ich zum Ort meiner Begierde und rocke durch sämtliche Ausstellungen/Museen und empfinde es als Hochgenuß. Ich habe an der FH Joanneum Exhibition Design studiert, bei Erika Thümmel, Karl Stocker und Anke Strittmatter http://www.osa-online.net/ – eine unschlagbare Kombination! Bei ihnen habe ich gelernt szenografisch zu arbeiten. Das Gefühl für Szenografie und Inszenierung habe ich bereits während meiner Zeit in Schauspielworkshops entdeckt. Aber jetzt mehr zum Schiffahrtmuseum.
G e s c h i c h t l i c h e s
Amsterdam ist mehr als eine Reise wert. Wie Sie sicher wissen, sind die Niederlande im 17. Jahrhundert zu einer der führenden Wirtschaftsmächte aufgestiegen, obwohl das Land klein war und keine natürlichen Reichtümer besaß. Während sich andere Länder im Krieg befanden, wurde Holland zu einem ernsthaften Konkurrenten der Hanse im Ostseeraum. Die Machtverhältnisse kippten. Holland setze kleinere und schnelle Schiffe für den Handel ein und benötigte somit weniger Personal. Bald siedelten sich Investoren an. Auch im sozialen Gefüge lagen die Niederlande weit vorn. Während im restlichen Europa Adel und Klerus die politisch und sozial previlegierte Führungsschicht bildeten, beherrschte in Holland das politische und gesellschaftliche Leben reiche Kaufleute, Unternehmer, hochrangige Offiziere, dicht gefolgt von einer breiten Mittelschicht (Handwerker, Händler, kleinere Beamte …) In Holland ließen sich viele religiös Verfolgte nieder, die dem Bildungsbürgertum zugehörten und dem Land halfen, die wenigsten Analphabeten in Europa zu verzeichnen. Die niederländische Malerei erlangte in dieser Zeit ihren Höhepunkt und wird Protagonist des Goldenen Zeitalters. Bereits im 16. Jhr soll es in Antwerpen mehr Meister der Malerei und Graphik (300) gegeben haben als Bäcker (169) und Fleischer (78). Die Niederlande wurde zu einer Kunstfabrik. Natürlich erlebten auch Buchkunst und Buchverlage ihr Blüte.
A r c h i t e k t u r
Architektonisch ist für mich die Amsterdamer Schule, eine Stilrichtung der expressionistischen Architektur, die Interessanteste.
G r a f i k
Amsterdam wird zu den wichtigsten Vertretern der Grafitti Metropolen gezählt. Während in New York die Writingbewegung mit der Hip-Hop Community in Verbindung steht; ist es in Amsterdam die Punk-Bewegung.
S c h i f f a h r t m u s e u m
Architektonisch bereits ein Meisterwerk, entscheidet man sich zunächst beim Betreten des durchsichtig überdachten Innenhofes für eine Himmelsrichtung und dem dazugehörigen Aufgang. Jeder Aufgang bietet einen anderen Teil der Ausstellung. Wenn man nicht beschliesst zunächst den Nachbau eines Schiffes, welches ein komplettes Museumsschiff ist, zu besuchen, was über den Steg erreichbar ist und im Wasser liegt. Ein echter Spaß für Familien. Besondere Zielgruppe sind hier die Kinder. Nachhaltig beeindruckt hat mich auch die Gemäldegalerie. Die Bilder sind mit einer wellenförmigen Typografie beschriftet und die Bilder in unterschiedlichen Höhen angebracht. So bleiben die Motive in Bewegung.
Die Museumsgestaltung stammt vom Atelier Brückner. Für alle, die ein wenig Theatererfahrung haben, wird sich der Zugang zu diesem Museum mit großer Wahrscheinlichkeit erleichtern. Was heißt erleichtern. Es ist ein großartiger Genuss. Die Betonung liegt auf szenografischer Inszenierung und einer Atmosphäre, die alle sinnlichen Kanäle anspricht, sowie immer wieder zur Interaktion auffordert. Somit ist Wissensvermittlung leicht gemacht.